Lassen sich die meisten elektronischen Musikproduktionen gut klassifizieren, gibt es seit jeher welche, die Hilflosigkeit hervorrufen, wenn Kataloge befüllt oder Metadaten verwaltet werden müssen. Es sind die klanglichen Werke, die sich ganz im Sinne des Eklektizismus bei mehreren Stilen, Ideologien und früheren Epochen bedienen. Um daraus wiederum etwas Neues zu erschaffen. Man findet sie heute unter Bezeichnern wie „Electronica”, „Abstract” oder IDM (Intelligent Dance Music). Wobei der Begriff „intelligente Tanzmusik” eigentlich Banane ist – ist es ja gerade die Art von elektronischer Musik, die weniger für die Tanzfläche erschaffen wurde. Auch drängt sich die Frage auf, ob mit „intelligent” die Musik an sich, der Produzent – oder vielleicht sogar die Hörer gemeint sind? Wie auch immer. Da ich kein Freund von Schubladen bin, aber durch und durch pragmatisch, belasse ich es bei IDM und widme mich den Exoten damaliger elektronischer Tanzmusik, die weniger zum kollektiven Rumzappeln animierten. Dafür den Geist ansprachen. Und daneben vielleicht noch heute die eine oder andere unerwartete Wirkung mit sich bringen.
Retrogressive Sessions 2023.23 – 10-jähriger Jubiläumsmix, der sich IDM und Electro der Neunziger widmet.
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Unter allen ausgegrabenen Mixtapes meiner Jugend existiert eines, dessen Wiederentdeckung mir größte Freude bereitet hat. Es war eines dieser Tapes, die ohne Dröhnung schon psychotrop wirkten. Ein Mix, der nicht in irgendeinem Club lieblos aneinandergemischt wurde, sondern eine durchdachte und harmonische Folge mehrerer Stile und Geschwindigkeiten. Er wurde 1994 rauf und runter gehört und hat mich vor gut vier Jahren wieder dazu gebracht, aktiv Tonträger zu sammeln und Musik abzumischen. Und das, obwohl dieses Hobby seit fast 20 Jahren abgehakt war. Warum das so ist, und wie dieses alte Mixtape über einen sehr langen und aufwändigen Weg wiederbelebt wurde, soll nun diese Retrospektive zeigen.
Das B-Tape – Wiederbelebung eines Mixtapes
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Samstags um das Jahr 1995. Ein Audio-Tape liegt bereit zur Aufnahme und wartet darauf, dass auf BFBS London „The Steve Mason Experience“ gesendet wird. Jene 120 Minuten-Show auf dem Soldatensender, die in Deutschland mehr Zuhörer als auf der Insel hatte. Techno-DJs gab es auch schon damals wie Sand am Meer, aber keiner ist wie Steve Mason so im Gedächtnis hängengeblieben. Denn er hat das vollbracht, woran andere oft gescheitert sind. Seine Mixe waren nicht nur technisch sauber, sie hatten auch alle den berühmten roten Faden. Und das bei den vielen Genres, die er bediente: Techno, Tech House, Progressive, Trance bis hin zu Hardcore und Jungle. Zeit, dieser Koryphäe und seiner legendären Show eine Retrospektive zu widmen.
The Steve Mason Experience – BFBS London (1992-2001)
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In den Neunzigern hatte ich mit House nicht so viel am Hut. Das änderte sich ein wenig, als um 1993 aus Großbritannien ein neues Subgenre namens Progressive House zu uns hinüberkam. Bekannt wurde der Begriff um 1992, als Dom Phillips für Mixmag seine Eindrücke dieser neuen Form des House beschrieb: „Progressive House we’ll call it. It’s simple, it’s funky, it’s driving, and it could only be British”. Für neue Hypes waren die Engländer ja bekannt. Die ersten Tracks waren alle heiter angereichert mit Piano-Samples und Tribal-Elementen. Später nahmen sie auch Elemente der Trance- und Techno-Bewegung auf, wurde düsterer und dramaturgischer. Die Tracks bauten sich langsam und treibend auf, steigerten sich mit Flächen und dezent eingesetzten Vocals hin zur Ekstase.
Hard Hands (1992-2000) – UK Progressive House Label
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